Gran Canaria: Wandern auf Königspfaden
Sie ist die drittgrößte der Kanarischen Inseln und von Deutschland aus in nur etwas über vier Stunden mit dem Flugzeug erreichbar. Jährlich zieht Gran Canaria über vier Millionen Urlaubsgäste an, die vor allem in den sonnigen Süden strömen, um sich am Strand zu erholen und die Seele baumeln zu lassen. Dabei hat die Insel noch so viel mehr zu bieten: Sie ist ein wahrer Hotspot der Biodiversität. Unter dem ständigen Einfluss der Passatwinde bietet sie ihrer Flora ein außergewöhnliches klimatisches Umfeld mit milden Temperaturen, das ganze Jahr über.
Mein erstes Ziel ist das kühlere, geheimnisvolle, bergige Inselinnere, wo man stets mit einem erfrischenden Regenschauer rechnen sollte. Denn Gran Canaria ist auch eine Insel, auf der sich Wetterlagen auf faszinierende Weise begegnen. An verschiedenen Orten der Insel können die Bedingungen stark variieren. Mit einer Länge von 45 Kilometern und einer Breite von 47 Kilometern ist die Insel zwar nicht riesig, doch ihre Vielfalt ist beeindruckend: 43 Prozent der Fläche stehen unter Naturschutz.
Gemeinsam mit einer kleinen Reisegruppe machen wir uns auf den Weg – hinauf auf etwa 900 Meter Höhe. Unser Ausgangspunkt ist der Ort Fontanales. Auf der Fahrt dorthin wechseln sich üppige Bananen- und Tomatenfelder mit majestätischen Palmen und stacheligen Kakteen ab. Je höher wir steigen, desto deutlicher zeigt sich der Wandel der Vegetation: Ab etwa 1.300 Metern begrüßen uns Pinienwälder, leuchtender Ginster und Lorbeerbäume, gefolgt von gewaltigen Eukalyptusbäumen.
Unsere Wahl fällt auf die sogenannten Königswege, die uns auf die Spuren der Inselgeschichte führen sollen. Heute wollen wir zum Vulkankrater der Pinos de Gáldar. Die alten Bergwege, auch „caminos reales“ genannt, nutzten einst die Bauern, um ihre Produkte über die ganze Insel zu transportieren. Von den Ureinwohnern in die raue Berglandschaft gearbeitet, waren sie über Jahrhunderte die einzige Verbindung zum geheimnisvollen Inneren der Insel. Es waren die Hauptwege, auf denen die Bewohner von einem Ort zum anderen zogen, und sie verbanden die Hauptstadt mit dem Mittelland oder dem Süden. Mit ihrem Wissen über die Umgebung meisterten sie die Herausforderungen der Berge, um steile Schluchten und gefährliche Passagen zu umgehen. Im 15. Jahrhundert, kurz nach der spanischen Eroberung, erkannte die spanische Krone den Wert dieser Wege und beauftragte deren Restaurierung und Ausbau. So erhielten die alten Pfade den Titel „königliche Wege“, der bis heute Bestand hat. Die Inselregierung setzt sich aktiv für den Erhalt dieser historischen Routen ein und restauriert sie Stück für Stück. Ein Paradies für Wanderer, die auf den Spuren der Vergangenheit wandeln wollen.
Landschaftlich besonders reizvoll zeigt sich der Südwesten der Insel in Richtung Mogán. Am nächsten Tag starten wir den leicht zu bewältigenden Rundweg Salto del Perro–Presa de las Niñas. Über etwas mehr als sieben Kilometer führt der Weg unterhalb des Risco Grande in Richtung Stausee. Wir wandern bergauf, bergab durch blühende Landschaften und teilweise entlang der Stauseemauer des Salto del Perro. Doch nicht immer sind die Wege gut beschildert. Orientierung bieten Apps, Wanderkarten oder eine organisierte Tour mit einem ortskundigen Guide. Zurück am Bus führt uns unser Weg weiter ins Landesinnere Richtung Tejeda. Zahlreich die Kurven, großartig die Ausblicke – bis wir schließlich den Parador de Tejeda erreichen. Dort genießen wir auf einer herrlichen Terrasse einen fantastischen Blick auf den Roque Nublo, das Wahrzeichen der Insel, und den Roque Bentayga.
Nach unseren Wandertagen mache ich mich auf in den Süden der Insel, suche die legendären Dünen von Maspalomas, um bei einer Pause meiner Muskulatur ein wenig Entspannung zu gönnen. Mich begrüßt ein warmer Wind, die Sonne am Himmel tanzt über das goldene Sandmeer, das sich weit über den Horizont erstreckt. Barfuß laufe ich durch den heißen Sand hinauf auf die Dünen. Oben auf der höchsten Düne erwartet mich ein atemberaubender Blick: endlose Sandwellen treffen auf das glitzernde Blau des Atlantiks. Hier, in dieser Stille zwischen Himmel, Meer und Sand, finde ich einfach nur Ruhe. Kein Gedanke an Termine, keine Spur von Alltagshektik. Nur der Klang des Windes und das ferne Rufen einer Möwe begleiten mich. Ich bin angekommen.
TripTipps
Wandern: Unbedingt Proviant, Wasser und Regenschutz mitnehmen, da es kaum Einkehrmöglichkeiten gibt.
Touren unter https://www.grancanaria.com/turismo/de/mediathek/reisefuehrer-herunterladen/trekking/
Dinnershow Artisten, Sänger und Künstler präsentieren eine außergewöhnliche Show, die das reiche Kulturerbe der Kanaren lebendig macht.
Hotel: Roca Negra Agaete, 4* Hotel im Nordwesten direkt an der Küste
Seaside Palm Beach Maspalomas, ein traumhaftes 5* Hotel im Süden nahe der Dünen Maspalomas
Besuch der Käserei Queseria Cortijo de las Hoyas: D. Francisco Diaz Gonzalez und seine Nichte Carmen Perez produzieren aus Schaf-, Kuh- und Ziegenmilch Käse. Gruppen können sich bei der Käserei anmelden und die Käserei kennenlernen.
Höhlenwohnungen (cuevas) z.B. in Artenara: Sie gehen auf die Ureinwohner Gran Canarias zurück, die Canarios. Sie lebten in natürlich entstandenen oder von Hand erweiterten Höhlen. In Artenara gibt es ein Museum Casas Cuevas.